Interview Diäten & Ernährung

Cholesterin senken mit Wirkstoffen aus der Natur

Interview mit Prof. Aloys Berg

Mit einer mediterranen Ernährung bekommt man den Cholesterinspiegel in den Griff

1) Ungesunde Ernährung wie fettes Essen führt oft zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels. Was genau ist eigentlich Cholesterin? 

Cholesterin ist der wohl bekannteste Vertreter des Fettstoffwechsels und ein Naturprodukt,  das für alle Tiere und den Menschen lebenswichtig ist. Es ist eine fettähnliche, wasserunlösliche Substanz, die vom Körper sowohl für den Aufbau von Strukturen und Transportpartikeln (z.B. Zellmembranen, Lipoproteine, Gallensäuren) als auch für die körpereigene Produktion von Signal- und Überträgerstoffen (z.B. Kortisol, Sexualhormone) benötigt wird. 

2) Welche Auswirkungen kann zu viel Cholesterin im Blut haben und warum kann zu viel Cholesterin im Blut schädlich sein?

Der Organismus reguliert normalerweise seinen Bedarf an Cholesterin in physiologischen Grenzen: Ist das Angebot über die Nahrung zu hoch, wird die Eigenproduktion gedrosselt und umgekehrt. Bei Vorliegen einer Fettstoffwechselstörung ist dieser Regelkreis jedoch gestört, und es kann zu einer dauerhaften Erhöhung des Cholesterins kommen. Je nach Art und Ausmaß der Cholesterinerhöhung wird dann eine gezielte Senkung des Blutcholesterins unumgänglich. Nach mittlerweile vielen Jahren mit zum Teil kontroversen Diskussionen über den Krankheitswert des Blutcholesterins sind die Zweifel an der Bedeutung und Wirksamkeit einer therapeutischen Senkung erhöhter Cholesterinspiegel heute weitgehend verstummt. Der erhöhte Cholesterinspiegel, medizinisch ausgedrückt mit dem Ausdruck Hypercholesterinämie, wird als einer der wichtigsten Risikofaktoren in der Entwicklung der Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und der sich daraus ableitenden Folgeerkrankungen, allem voran die koronare Herzkrankheit mit dem Ereignis Herzinfarkt, anerkannt.

3) Welcher Cholesterinwert ist noch normal und welcher ist schädlich?

Wenn keine weiteren Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung bestehen, sind die folgenden Cholesterinergebnisse als „normal“ einzustufen; wichtig ist allerdings, dass man auch bei einem nur gering erhöhten Gesamtcholesterin auf die Verteilung der unterschiedlichen Cholesterinanteile, also von LDL- und HDL-Cholesterin schauen muss, um das atherogene Risiko richtig zu beurteilen: Das Gesamtcholesterin sollte unter 200 mg/dl (5,16 mmol/l) und das krankmachende LDL-Cholesterin unter 160 mg/dl (4,13 mmol/l) liegen. Das schützende HDL-Cholesterin sollte beim Mann wenigstens 40 mg/dl (1,03 mmol/l) und bei Frauen wenigstens 45 mg/dl (1,16 mmol/l (Frauen) betragen. Der Zielwert für das LDL-Cholesterin sinkt drastisch bei bereits bestehenden Risikofaktoren. So fordern die medizinischen Fachgesellschaften ein LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl (2,58 mmol/l) bei vorliegendem Typ-2-Diabetes ebenso wie bei bereits erlittenen Herzinfarkt.

4) Es gibt ja auch Ärzte, die behaupten, die Werte für einen normalen Cholesterinwert seien viel zu niedrig angesetzt. Dieser werde nur von 20% der Menschen erreicht (z.B. Prof. Hartenbach: „Die Cholesterinlüge). Also alles nur Panikmache?

Nein, sicherlich nicht – und eigentlich sollte man Aussagen wie in der „Cholesterinlüge“ als gesundheitsschädlich verbieten. Wie das Körpergewicht ist in den letzten Jahrzehnten auch der Blutwert für das Cholesterin in unserer Bevölkerung deutlich angestiegen, so dass ein normaler Cholesterinwert meist nicht mehr erreicht wird. Aus der experimentellen Medizin wie auch aus Untersuchungen an Naturvölkern, die keinen Kontakt zur westlichen Lebensweise hatten, weiß man aber, dass der so genannte „normale Cholesterinwert“ eher sogar zu hoch angesetzt ist. Wir könnten mit Gesamtcholesterinwerten um 100 mg/dl und LDL-Cholesterinwerten um 60 mg/dl nicht nur gut leben, sondern hätten auch eine sehr große Sicherheit, ohne arteriosklerotische Herzkreislauferkrankungen alt zu werden. 

5) Woran merkt man, dass man einen zu hohen Cholesterinwert hat?

Leider haben wir keinen direkten Spürsinn für ein erhöhtes Cholesterin. Deshalb werden für die meisten erhöhte Cholesterinwerte als Zufallsbefund bei einem Gesundheitscheck oder einer Routineblutentnahme erkannt. Für einige werden Sie allerdings erst zu spät entdeckt, nämlich im Rahmen der klinischen Diagnostik bei bereits bestehenden Erkrankungen oder nach einem bedrohlichen Ereignis. Nach Möglichkeit sollte jeder seinen Cholesterinwert möglichst früh bestimmen lassen und kennen. Und dies nicht nur vor dem Hintergrund eines biologischen Merkmals wie der Schuhgröße, sondern in dem Bewusstsein, auf diesen Wert, wenn nötig, gezielt und aus gesundheitlichen Gründen Einfluss zu nehmen    

6) Was sind denn überhaupt die Gründe für einen zu hohen Cholesterinspiegel?

Die Höhe des Cholesterinspiegels im Blut und damit auch die Fähigkeit, ihn zu beeinflussen und ansteigen zu lassen, werden im Wesentlichen über drei Mechanismen reguliert:
1. Über die Aufnahme tierischer Lebensmittel mit ihrem Anteil an Cholesterin (Pflanzen sind nicht in der Lage Cholesterin zu synthetisieren, pflanzliche Lebensmittel also cholesterinfrei) und vor allem an gesättigten Fettsäuren.
2. Über die körpereigene Syntheseleistung von Cholesterin (jede Körperzelle kann Cholesterin synthetisieren, vor allem geschieht das in der Leber und im Darm)
3. Über den „enterohepatischen“ Kreislauf, d.h. die Ausscheidung und Wiederaufnahme des über die Galle gebundenen Cholesterins aus dem Dünndarm im Sinne seiner Wiederverwertung (Rückresorption).
Da allerdings alle drei Mechanismen über genetische Eigenschaften beeinflusst werden, ist der Cholesterinspiegel trotz gleicher Lebensbedingungen im Einzelfall individuell sehr unterschiedlich. Wer also von seinen Eltern weiß, dass diese erhöhte Cholesterinwerte hatten, sollte davon ausgehen, dass auch bei ihm vergleichbare genetische Eigenschaften vorliegen und die Wahrscheinlichkeit für eine Hypercholesterinämie gegeben sind: Also vorbeugen!

7) Kann man einer Erhöhung des Cholesterinspiegels denn überhaupt vorbeugen?

Natürlich – auch ohne Medikamente können wir auf den Cholesterinwert positiv Einfluss nehmen. Gerade für die Gesamtbevölkerung und Personen mit nur leicht erhöhten Cholesterinwerten ist der Lebensstil die Einflussgröße Nummer 1. Der wohl einflussstärkste Faktor für die Erhöhung des LDL-Cholesterins ist eine fettreiche Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Ursache ist hier vor allem eine verminderte Entsorgung des Cholesterins durch die Leber; zudem werden die Bildung und Freisetzung von cholesterinreichen Partikeln aus der Leber gefördert. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Ballaststoffanteil unserer Ernährung. Eine Ernährung arm an Ballaststoffen führt zu einem Anstieg des LDL-Cholesterins, da die sowohl die Erstresorption des Nahrungscholesterins als auch die Rückresorption von Cholesterin im körpereigenen Kreislauf zwischen Darm und Leber nicht unterdrückt wird. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Aktivitätsverhalten. Die Verschlechterung des Fettstoffwechsels durch körperliche Inaktivität erklärt sich vor allem über die Zunahme des Körpergewichts und der Fettmasse. Hierdurch und durch die zusätzlich fehlende Beanspruchung der Muskulatur werden die Eigenschaften der Fetttransporter (Lipoproteine) zu ihrem Nachteil verändert. Verglichen mit einer regelmäßigen körperlichen Aktivität von 30 – 60 Minuten pro Tag, führt Bewegungsmangel zu niedrigeren HDL-Cholesterinwerten und einer verminderten Entsorgung der LDL-Partikel. Mit der erhöhten Verweildauer der LDL-Partikel im zirkulierenden Blut werden diese zunehmend cholesterinreicher; eine Eigenschaft, die sie im Sinne der Arteriosklerose besonders gesundheitsschädigend werden lässt.

8) Zur Bedeutung der Ernährung gibt es Meinungen, nach denen die Höhe des Cholesterinspiegels so gut wie gar nicht durch die Nahrung beeinflusst wird. Ist die Ernährung hierfür also nur zweitrangig?

Dies stimmt so nicht! Die Bedeutung des Nahrungscholesterins als ursächlicher Faktor für ein erhöhtes Cholesterin wird zwar meist – vom Patienten wie auch vom Arzt – überschätzt und das Frühstücksei zu Unrecht als Ernährungssünde verboten. So wichtig und wirksam die Senkung des Blutcholesterinspiegels zur Senkung des Herzinfarktrisikos ist, so wenig effektiv ist die Senkung des Blutcholesterinspiegels über die Kontrolle des Nahrungscholesterins. Im Durchschnitt ist mit einer Erhöhung von 2,5 mg/dl Blutcholesterin pro 100 mg  Nahrungscholesterin pro Tag zu rechnen. Um den Ernährungsfaktor möglichst gering zu halten – 140 Gramm Fettverzehr und 600 Milligramm Cholesterinzufuhr pro Tag sind bei uns keine Seltenheit! – wird aber zu Recht eine Reduktion des Nahrungscholesterins auf unter 300 mg pro Tag empfohlen. Aus experimentellen wie auch epidemiologischen Studien weiß man, dass die Fettqualität unserer Speisen weit mehr für die Höhe des Blutcholesterinspiegels verantwortlich ist als die mit der Nahrung aufgenommene Cholesterinmenge. So ist durch eine gezielte Reduktion der Gesamtfettmenge und damit der aufgenommenen gesättigten Fettsäuren eine Senkung des Cholesterins um ca. 10 Prozent zu erwarten. 

9) Wie beurteilen Sie die medikamentöse Behandlung eines zu hohen Cholesterinspiegels? 

Natürlich positiv, denn erhöhte Cholesterin- und LDL-Cholesterinwerte müssen nicht mehr wie früher als Schicksal hingenommen werden. So können für Patienten mit gesichertem Risiko für eine arteriosklerotische Erkrankung wirksame Medikamente verordnet werden. Zwar können wir auch ohne Medikamente auf den Cholesterinwert positiv Einfluss nehmen, aber Lebensstil und die Veränderung des Lebensstils können bei Patienten mit gesicherten Erkrankungen nicht die Funktion von Medikamenten einnehmen oder gar ersetzen. So ist die klassische LDL-Hypercholesterinämie mit dem statistisch höchsten Risiko für den Herzinfarkt längst nicht mehr so häufig wie vor Einführung der Statine als wirksame, medikamentöse Cholesterinsenker. Wegen ihrer wachsenden Verbreitung sind heute aber vor allem die Fettstoffwechselstörungen mit erhöhten Triglyzeriden und erniedrigtem HDL-Cholesterin von Bedeutung – gerade diese sprechen aber besonders gut auf Lebensstiländerungen wie Gewichtsabnahme durch mehr Bewegung und gezielte Ernährung an.

10) Sie haben auf Basis der Forschungen von Prof. David Jenkins von der Universität Toronto die Portfolio Diät weiterentwickelt. Damit soll es möglich sein, den Cholesterinspiegel mithilfe der Ernährung deutlich zu senken. Wie funktioniert das?

Weiterentwickelt ist sicherlich nicht korrekt – aber wir haben versucht die bisher weitgehend ungenutzte „Portfolio Diät“ bekannter zu machen und auch der Bevölkerung näher zu bringen. Denn Ergebnisse hierzu sind beeindruckend und lassen hoffen, dass bei guter Motivation für viele Menschen mit erhöhtem Cholesterin eine diätetische Behandlung ausreichend sein kann. Da die Wirkansätze der Ernährung zur Cholesterinsenkung sehr unterschiedlich sind, wurde wiederholt untersucht, ob die Kombination verschiedener Nährstoffe eine additive Wirkung in ihrem Effekt auf den Cholesterinspiegel hat. Ein großes Verdienst kommt dabei der Arbeitsgruppe von Professor Jenkins zu, die entgegen der Behauptung „Cholesterinsenkung über Nahrungsumstellung funktioniert nicht“ zeigen konnte, dass bei gleichzeitigem Einsatz aller bekannten Nährstoffgruppen mit der sog. „Portfolio-Diät“ ein Interventionseffekt von mind. 25 Prozent erwartet werden kann. Wird die Kombination einer vermehrten Zufuhr von pflanzlichen Sterolen, Sojaprotein, Ballaststoffen und Mandeln optimal und auf der Basis einer gleichzeitigen fett- und cholesterinreduzierten Ernährung eingesetzt, konnte den LDL-Cholesterinspiegel sogar um 35% gesenkt werden. Eine Senkung, die man sonst nur aus der medikamentösen Therapie mit Statinen kennt. 

11) Welche Nahrungsmittel empfehlen Sie?

Nimmt man die Portfolio Diät zur Grundlage, sind die Nahrungsmittel schnell genannt: Es geht um die gezielte Zufuhr von pflanzlichen Sterolen, Sojaprotein, Ballaststoffen und Mandeln; zu ergänzen wären noch weitere Nusssorten wie die Pistazie, die Pecanuss, Macadamianüsse und auch Haselnüsse sowie Kakaoöl. Auch Kakaoöl und „schwarze Schokolade“ können bei regelmäßigem Verzehr, d.h. nach etwa 1-4 Wochen Verzehr von 20-35 Gramm Kakaopulver oder 2 Riegeln schwarzer Schokolade (Kakaoanteil über 70%) pro Tag, eine Senkung des LDL-Cholesterins um ca. 5% bewirken. Als kritisches Argument gegen eine Steigerung der Nuss- und Kakaozufuhr wird häufig angeführt, dass diese als „Kalorienbomben“ dick machen. „Nuss- und Kakaoesser“ verzichten aber wohl auf anderweitige Kalorien. Denn sowohl anhand von Bevölkerungsstudien als auch klinischen Untersuchungen konnte verneint werden, dass es hier zu einer Erhöhung des Körpergewichts kommt. Bei einer Nuss- und Kakaozufuhr, die eine Menge von 35 Gramm nicht überschreitet, braucht man einen Gewichtsanstieg nicht zu befürchten.

12) Wenn einem das zu aufwändig ist (oder wenn man diese Nahrungsmittel nicht täglich zu sich nimmt/nehmen kann), gibt es auch pflanzliche Präparate, die diese Inhaltsstoffe in hoher Konzentration enthalten? 

Natürlich ist dem Patienten wie auch dem Arzt bewusst, dass mit der konsequenten Einhaltung der Portfolio Diät eine große Herausforderung an Motivation und Disziplin gestellt wird. Ob dies langfristig möglich ist, muss leider bezweifelt werden. Um die Compliance der Betroffenen zu verbessern und auch die Möglichkeit der gezielten Zufuhr von wirksamen Pflanzenstoffen unter Alltagsbedingungen, am Arbeitsplatz wie unterwegs oder im Urlaub zu gewährleisten, macht es Sinn auf Nahrungsergänzungen zurückgreifen zu können, die in definierter Zusammensetzung und mit standardisierter Qualität die wichtigsten Bestandteile der Portfolio Diät, also z.B. Ballaststoffe wie Hafer-Beta-Glucane enthalten. Dies wird z.B. mit dem Produkt „Cholesterinreduktion Dr. Wolz“ gewährleistet; mit der Verzehrempfehlung von 16 Gramm des Pflanzenpulvers werden zuverlässig 3 Gramm Beta-Glucane und 2,2 Gramm Sterine zugeführt, so dass eine Cholesterinsenkung von 10-15 Prozent erwartet werden kann. Zudem wird mit dem Pflanzenpulver vermieden, dass zur Zufuhr der wirksamen sekundären Pflanzenstoffe auch unerwünschte Kalorien wie bei erhöhter Ballaststoffzufuhr aus den herkömmlichen Lebensmitteln üblich mit aufgenommen werden. Wird zudem eine gezielte Reduktion der Gesamtfettmenge und damit der aufgenommenen gesättigten Fettsäuren eingehalten, dürften sogar Senkungen des Cholesterins von mehr als 20 Prozent möglich sein.

Buchhinweis

Interessantes und Mehr zum Thema „Cholesterinsenkung ohne Medikamente“ können Sie in dem neu erschienen Gesundheitsratgeber aus dem GU-Verlag „Cholesterin senken mit Wirkstoffen aus der Natur“ (Autoren: A.Berg, A.Stensitzky, D.König) nachlesen.

ISBN 978-3833871207, € 14,99

Dieser Beitrag stammt von:

Tatjana Popczyk

Tatjana Popczyk ist Verlagsleiterin des Eubiotika Verlages und des "Lebe-Gesund-Magazins". Die erfahrene Pädagogin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Lebenshilfe, Naturkosmetik und Alternative Medizin. Nach ihrem Studium der Germanistik und Naturwissenschaften hat sie zahlreiche naturheilkundliche Fortbildungen absolviert und ist mittlerweile zur angesehenen Beauty-Expertin avanciert.

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