Darmgesundheit

Spezielle Probiotika können vor Entzündungen der Harnwege schützen

Bestimmte Probiotika beugen Harnwegsinfektionen vor

Mehr als 50 Prozent aller Frauen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer Entzündung des Urogenitaltraktes, also insbesondere der Harnwege und der Blase, aber auch des Vaginaltraktes. Typisch hierfür ist oft ein Ungleichgewicht der Scheidenflora – verursacht durch ein Überwachsen atypischer Bakterien. Die gesunde menschliche Vagina ist überwiegend mit Mitgliedern der Gattung Lactobacillus besiedelt. Je mehr Laktobazillen in der vaginalen Mikrobiota vorhanden sind, desto geringer das Risiko. Spezialisierte Probiotika können helfen, das Risiko zu verringern.

Die häufigste vaginale Infektion bei Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren ist die bakterielle Vaginose.  Es brennt, es juckt, das Sitzen ist unangenehm. Tritt auch noch verfärbter Ausfluss aus, der unangenehm riecht, ist meist eine bakterielle Vaginose der Übeltäter. Die Ursache dafür ist zumeist eine aus dem Gleichgewicht geratene Scheidenflora. Diese setzt sich aus Milchsäurebakterien zusammen, die für ein säuerliches Milieu sorgen, anhand dessen der weibliche Intimbereich gegen Krankheitserreger aller Art geschützt ist. Einflüsse wie Stress, übertriebene Intimhygiene, Urlaubsreisen, wechselnde Sexualpartner oder hormonelle Schwankungen können den Zustand des Scheidenmilieus allerdings negativ beeinflussen und die schützenden Laktobazillen verdrängen. Krankmachende Bakterien vermehren sich dann unkontrolliert. Dass bei einigen Frauen auch nach dem Geschlechtsverkehr Blasenentzündungen und Harnwegsinfekte auftreten, liegt daran, dass durch den Geschlechtsverkehr die Wände der Harnwege geschwächt werden können. Dagegen kann das Entleeren der Blase vor und nach dem Geschlechtsverkehr helfen, um schädliche Bakterien auszuspülen und die Schleimhäute davon zu befreien.

Schwangere und Frauen in den Wechseljahren besonders gefährdet

Dass Frauen für Blasenentzündungen anfälliger sind als Männer, liegt daran, dass ihre Harnröhre kürzer ist und näher an der Blase liegt. Dadurch können Bakterien leichter in die Harnwege gelangen und eine Entzündung auslösen. Besonders gefährdet sind Schwangere, weil die hormonellen Veränderungen im Körper der werdenden Mutter es den Bakterien erleichtern, bis in die Blase aufzusteigen. Ähnliches gilt für Frauen in den Wechseljahren. Denn wenn dem Körper Östrogen fehlt, nimmt die Anzahl an Laktobazillen und damit die Schutzfunktion ab. In der Regel werden dann Antibiotika verschrieben. Dadurch verschwindet zwar die Entzündung zunächst, kommt aber leider oft schnell wieder. Ein Grund dafür: durch die Antibiotika werden nicht nur die krankmachenden Bakterien in den Harnwegen getötet. Auch die Scheiden- und die Darmflora wird weiter in Mitleidenschaft gezogen. Ein intaktes Mikrobiom ist allerdings die Voraussetzung für ein gesundes Immunsystem. Häufige Blasenentzündungen in Kombination mit einer Antibiotikatherapie können daher das Immunsystem beeinträchtigen. Eine gestörte Scheidenflora kann zur Ansiedlung von pathogenen Keimen in der Scheide führen und  damit auch das Infektionsrisiko der Blase erhöhen.

Intimhygiene – aber in Maßen

Hygiene ist zwar wichtig, um den Intimbereich gesund zu halten. Doch hier gilt: Weniger ist mehr. So kann häufiges Waschen oder die Verwendung von Reinigungsprodukten die Anzahl der natürlichen Milchsäurebakterien vermindern und die Scheide anfälliger für Infektionen machen. Zur Säuberung der empfindlichen Intimregion empfiehlt es sich daher, nur warmes Wasser oder spezielle Waschlotionen zu verwenden. Wichtig: Nach dem Toilettengang immer von vorn nach hinten abwischen, so vermeidet man die Übertragung von Keimen aus dem Darm auf die Scheide. Unterwäsche, Handtücher und Waschlappen sollten immer bei 60 Grad gewaschen werden. Ist es dennoch zu einer Infektion gekommen, sollte man auf jeden Fall Koffein und Alkohol vermeiden, weil diese Substanzen die Blase reizen und den Schmerz und das Brennen verstärken. Zudem können sie die Regeneration nach der Infektion verlangsamen.

Wiederaufbau der Flora ist wichtig

Studien zeigen, dass eine große Zahl an Lactobacillen in der Schleimhaut der Harnwege mit einem geringeren Risiko von Entzündungen des Urogenitaltraktes zusammenhängt.1 Ziel sollte es also sein, die Zahl der Lactobacillen in der Vaginalschleimhaut zu erhöhen. Um die Scheidenflora zu unterstützen oder sie nach Schädigungen durch Infektionen und Antibiotika wieder aufzubauen, gibt es mittlerweile Probiotika mit speziell ausgewählten Stämmen von Milchsäurebakterien. Mit  ihnen kann  man sowohl die Darm-, als auch die Vaginalflora mit “guten” Laktobazillen versorgen. In Studien hat sich gezeigt, dass die Zahl der vorhandenen Laktobazillen erhöht werden kann. Besonders zu empfehlen sind hier der Lactobacillus acidophilus La-14 und der Lactobacillus rhamnosus HN001: Nach dem Verzehr eines entsprechenden Probiotikums konnten diese Stämme im vaginalen Mikrobiom nachgewiesen werden – sogar noch eine Woche nach dem der Verzehr der beiden Stämme beendet wurde.Dass oral eingenommene Milchsäurebakterien tatsächlich in der Darmflora ankommen, konnte in mehreren weiteren Studien belegt werden.3,4 

Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass Probiotika eine antimikrobielle Aktivität fördern, indem sie den vaginalen pH-Wert senken und damit ein Milieu schaffen, in dem schädliche Bakterien sich nicht wohl fühlen. Darüber hinaus fördern sie die Produktion von antibakteriell wirkenden Substanzen und verdrängen potenzielle Krankheitserreger. Solche probiotischen Präparate sollten auch Biotin enthalten, denn dieses B-Vitamin stärkt die Schleimhäute im Urogenitaltrakt in besonderem Maße.

1 Bauer, H.W. et Bessler, W.G.: Nicht antibiotische Strategien zur Rezidivprophylaxe von unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Frau. Aktuelle Urol. 2016 May;47(3):214-9. doi: 10.1055/s-0042-101846. Epub 2016 May 3.

2 De Alberti, D. et al: Lactobacilli vaginal colonisation after oral consumption of Respecta® complex: a randomised controlled pilot study. Arch Gynecol Obstet (2015) 292:861–867. DOI 10.1007/s00404-015-3711-4

3 Strus M, et al (2012): Studies on the effects of probiotic Lactobacillus mixture given orally on vaginal and rectal colonization and on parameters of vaginal health in women with intermediate vaginal flora. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 163(2):210–215 (Epub 2012/06/23)

4 Bohbot JM, Cardot JM (2012): Vaginal impact of the oral administration of total freeze-dried culture of LCR 35 in healthy women. Infect Dis Obstet Gynecol 2012:503648 (Epub 2012/06/16)

Dieser Beitrag stammt von:

Dr. Mathias Oldhaver

Der Mikronährstoffexperte Dr. Mathias Oldhaver studierte ‚Clinical Nutrition‘ an der renommierten ‚International Academy of Nutrition‘ (Australien). Heute ist er als ist Heilpraktiker und Medizinjournalist tätig. Als Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher sowie durch TV-Auftritte hat er sich bei einem gesundheitsorientierten Publikum bekannt gemacht.

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