Superfood & Heilpflanzen

Jiaogulan – Wunderkraut aus China

fünfgliedriger Ginseng Jiaogulan
Jiaogulan ist ein natürlicher Jungbrunnen

Jiaogulan ist eine Heilpflanze, der besonders im südostasiatischen Raum eine große Bedeutung zukommt. In Europa war das Gewächs in der Vergangenheit noch vielen unbekannt, gerät jedoch immer mehr ins Blickfeld der Menschen, die sich für einen gesunden Lebensstil interessieren und nach ergänzenden Möglichkeiten zur Schulmedizin Ausschau halten. Wir haben das „Wunderkraut“ (englische Bezeichnung „miracle grass“) – wie es oft genannt wird – genauer unter die Lupe genommen.

Was ist Jiaogulan?

Die Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen „Gynostemma pentaphyllum“ gehört zur Gattung der Kürbisgewächse. Die Kletterpflanze kann bis zu acht Meter lang werden und ist vor allem in den asiatischen Ländern Japan, Korea, China, Malaysia und Nordvietnam heimisch. Ihre Blätter sind meist fünffach gefingert und leicht behaart. Getrocknet können diese zu einem Tee weiterverarbeitet werden. Die Arzneipflanze hat in China eine lange Tradition. Bereits aus dem 15. Jahrhundert finden sich Aufzeichnungen, die dem Kürbisgewächs eine positive Wirkung zuschreiben. Die Chinesen geben ihm dem Beinamen „Xiancao“, was so viel bedeutet wie „Kraut der Unsterblichkeit“. Der Name resultiert aus der Tatsache, dass in der Provinz Guizhou, in denen der Tee vermehrt konsumiert wird, überdurchschnittlich viele Menschen das Alter jenseits der 100 erreichen. Der süße Geschmack des Tees führte zu Überlegungen die Pflanze als Zuckerersatzstoff zu verwenden. Seither haben sich vor allem japanische und chinesische Wissenschaftler auch mit der pharmakologischen Wirkung Jiaogulans auseinandergesetzt.

Welche Inhaltsstoffe enthält das Wunderkaut?

Ein großer Bestandteil Jiaogulans (etwa 7%) sind sogenannte Saponine. Diese gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und enthalten Glykoside (Verbindungen aus Alkohol und Wasser). Aufgrund des wissenschaftlichen Namens „Gynostemma pentaphyllum“ spricht man auch von Gypenosiden, welche auch im etwas populäreren Ginseng gefunden werden – dort jedoch in einer geringeren Konzentration und Vielfalt. Gypenoside haben eine antibakterielle, fungizide und entzündungshemmende Wirkung, wodurch sie ihren Träger auf natürliche Weise vor Feinden und Krankheiten schützen. Weitere Inhaltsstoffe des Jiaogulans sind Flavonoide (etwa 5%), wovon Rutin und Quercetin die bekanntesten Vertreter sind. Von diesen weiß man, dass sie z. B. den Blutdruck senken und das Immunsystem stärken. Weiterhin enthält die Pflanze Aminosäuren, Vitamine und Spurenelemente.

Wie wird das Produkt gewonnen?

Der Hauptanbauort Jiaogulans befindet sich in China in der Provinz Fujian. Hier wird das Kürbisgewächs großflächig angebaut und von erfahrenen Einheimischen geerntet und weiterverarbeitet. Über einen längeren Zeitraum hinweg werden die geernteten Blätter schonend und gleichmäßig getrocknet. Wichtig ist, dass bei diesem Prozessschritt keine Zusatzstoffe beigemischt werden, sondern die natürlichen Inhaltsstoffe in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Die getrockneten Blätter können dann z. B. als Tee konsumiert werden. Eine weitere Möglichkeit der Verwendung ist die Herstellung des sogenannten Kräuterschrots. Hierbei werden während des Reifeprozesses die Inhaltsstoffe durch Enzyme aufgespalten und anschließend gemahlen. Es wird vermutet, dass der Körper die unterschiedlichen Bestandteile in dieser Form besser aufnehmen kann. Der Schrot kann dann beispielsweise auf dem Müsli oder pur verzehrt werden.

Welche Wirkung wird der Heilpflanze zugeschrieben?

Die pharmakologische Wirkung Jiaogulans wurde bereits in zahlreichen Tierstudien und in-vitro-Untersuchungen evaluiert. Auch Studien an Menschen wurden bereits durchgeführt – jedoch in so geringer Zahl, dass eine Zulassung des Wirkstoffs durch die europäischen Behörden bisher nicht erteilt wurde. Viele Erkenntnisse beruhen daher auf den historischen Erfahrungen, die mit dem „Kraut der Unsterblichkeit“ vor allem im asiatischen Raum gemacht wurden und eine lange Tradition besitzen. Wissenschaftlich belegt ist in jedem Fall, dass Saponine durch ihre Beschaffenheit die Grundlage für zahlreiche positive Eigenschaften bilden, welche bei verschiedenen Krankheitsbildern unterstützend zur herkömmlichen Medizin genutzt werden können. Gynostemma pentaphyllum zählt wie auch Ginseng zu den Adaptogenen. Dies sind Stoffe, die bestimmten Erkrankungen, die durch Stress ausgelöst werden, entschieden vorbeugen können. Der Begriff „Adaptogen“ leitet sich dabei ab aus dem Wort „Adaption“. Der Körper kann sich also besser an bestimmte Veränderungen anpassen und entstandene Über- oder Unterfunktionen abfedern, was zu einer verbesserten Selbstregulation führt. Die Herstellung von Extrakten Jiaogulans ist sehr aufwändig, so dass dabei nicht immer eine gleichbleibende Qualität der Inhaltsstoffe gewährleistet werden kann. Jedoch haben Untersuchungen isolierter Reinsubtanzen gezeigt, dass diese sehr vielfältige Wirkungen mit sich bringen, die sich äußerst positiv auf den menschlichen Organismus auswirken können. 

Welche positiven Effekte hat der sekundäre Pflanzenstoff auf den Körper?

Im Folgenden haben wir zahlreiche positive Effekte aufgelistet, zu denen bereits hinreichende Belege bzgl. der Wirksamkeit Jiagulans existieren:

  • Hilfe bei Diabetes: Durch seine hypoglykämische Wirkung ist das Heilkraut in der Lage den Blutzuckerspiegel zu senken, in dem es bestimmte Enzyme (Glucosidasen) aktiviert. 
  • Stärkung des Immunsystems: Die enthaltenen Saponine aktivieren B- und T-Zellen und führen so zu einer Stärkung des Immunsystems, welches zum Beispiel die Beschwerden von Asthma lindern kann.
  • Hemmung von VCAM-1: Durch Verhinderung der Synthese des sogenannten Adhäsionsmoleküls kann chronischen Entzündungen (z. B. Rheuma) und Arteriosklerose vorgebeugt werden.
  • Verlangsamung des Alterungsprozesses: Die Inhaltssttoffe der Pflanze wirken neuroprotektiv, d.h. sie schützen Nervenzellen und Gewebe und bewahren diese vor einem frühzeitigen Absterben.
  • Senkung des Cholesterinspiegels und des Blutdrucks
  • Hilfe bei Fettleber/Fettleibigkeit
  • Vorbeugung von Schlaganfall und Herzinfarkt durch eine bessere Sauerstoffversorgung in den Zellen
  • Alzheimerprävention durch eine Verhinderung von Verkalkung und bessere Blutversorgung des Gehirns
  • Hilfe bei Haarausfall

Welche Bedeutung hat die Heilpflanze für die Behandlung von Krebs?

Auch in der Krebsbehandlung bzw. -vorbeugung kann das „Kraut der Unsterblichkeit“ positive Effekte auf den Körper haben. Die enthaltenen Stoffe wirken zum einen antioxidativ und fangen freie Radikale ab, die die Entstehung von Tumorgewebe begünstigen. Des Weiteren fördern sie die sogenannte Apoptose (plötzlicher Zelltod) von Tumorzellen. Auch das unkontrollierte Wachstum der entarteten Zellen (Proliferation) wird gehemmt. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Einwuchern von Krebszellen in gesundes Gewebe erschwert wird. Durch die Beeinträchtigung des Zuckerstoffwechsels wird den Tumorzellen zusätzlich die Nahrungsgrundlage entzogen. Auch die Bildung von Metastasen soll durch die Gypenoside reduziert werden. Viele Patienten berichten auch davon, dass sie bei der Einnahme Jiaogulans während der Chemotherapie mit weniger Nebenwirkungen zu kämpfen hatten. 

In welcher Form ist die Arzneipflanze in Deutschland erhältlich?

In Deutschland ist die Arzneipflanze auf Grund der Novel-Food-Verordnung, die unter anderem das Einführen traditioneller Lebensmittel aus Drittländern regelt, nicht als Lebensmittel erhältlich. Des Weiteren ist trotz zahlreicher Untersuchungen an Universitäten wie Matsuyama (Japan), Shanghai oder Nashville USA, derzeit keine Zulassung als Arzneimittel in Europa in greifbarer Nähe. Trotzdem kann das „Wunderkraut“ bei zertifizierten Herstellern im Internet in getrockneter Form oder z. B. als Kapseln erworben werden. Auch wenn die Wirkung bisher nicht in notwendigen Studien ausreichend belegt werden konnte, sprechen die überlieferten Erfahrungen aus der traditionellen chinesischen Medizin eine eindeutige Sprache. Jiaogulan sollte jedoch unterstützend zu herkömmlichen Medikamenten betrachtet werden und diese nicht vollumfänglich ersetzen. Schwangere und Kinder sollten auf Grund einer zu geringen Datenbasis von einer Einnahme absehen. 

Dieser Beitrag stammt von:

Annika Vergara

Freie Wissenschaftsautorin

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