Kurkuma (Curcuma longa), auch Gelber Ingwer oder Gelbwurz aus der Familie der Ingwergewächse, ist in Indien und Südostasien heimisch und wird dort nicht nur für die Herstellung des Curry-Pulvers und als natürlicher Farbstoff verwendet – in der traditionellen Medizin Indonesiens und Indiens (Ayurveda) nutzt man Kurkuma bereits seit mehreren Tausend Jahren auch als Mittel gegen eine Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt – darunter auch Diabetes mellitus Typ 2. Der entscheidende Wirkstoff aus der Kurkumaknolle ist dessen sekundärer Pflanzenstoff Curcumin
Was genau ist Diabetes?
Der Diabetes mellitus Typ 2 ist neben Übergewicht, hohen Blutfettwerten und Bluthochdruck eine der vier Erkrankungen des ‚tödlichen Quartetts‘, nämlich des Metabolischen Syndroms. Diabetes ist laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mit rund 350 Millionen Betroffenen eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Allein in Deutschland gibt es rund sechs Millionen Diabetiker. Die häufigste Diabetesform ist der Typ 2, bei der die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das Hormon Insulin nach und nach abnimmt. Insulin sorgt dafür, dass Traubenzucker (Glukose) aus den Blutbahnen in die Zellen befördert und dort zur Energiegewinnung bereitgestellt wird. Werden die Zellen bei Typ2-Diabetes zunehmend unempfindlich gegenüber Insulin, wird weniger Glucose in die Zellen befördert mit der Folge, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Der hohe Blutzuckerspiegel kann mittel- bis langfristig zu schwerwiegenden Folgeschäden führen, allen voran zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Netzhaut-, Nerven- und Nierenschäden sowie dem Diabetischen Fuß. Zu den Risikofaktoren für den Diabetes Typ 2 zählen insbesondere die genetische Veranlagung, Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Zwar sind meist ältere Menschen betroffen, es erkranken aber erschreckenderweise auch zunehmend jüngere Menschen und sogar Kinder. Da Diabetes in der Regel schleichend entsteht und meist zunächst keine akuten Beschwerden verursacht, wird die Erkrankung oft erst spät erkannt.
Curcumin bei der Behandlung von Diabetes
Dass Curcumin bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels unterstützt, wurde bereits Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gezeigt.1 Danach konnte die sich die diabetische Stoffwechsellage bei einem insulinpflichtigen Diabetiker durch die Einnahme von fünf Gramm Kurkumapulver normalisieren und war auch nach drei Monaten immer noch im Normbereich. Mittlerweile offenbaren immer mehr Studien, dass sich Curcumin sehr positiv auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel auswirkt. So konnte in Tierversuchen nachgewiesen werden, dass Kurkuma die Insulinempfindlichkeit der Zellen verbessert, wodurch weniger Insulin benötigt wird. In einer anderen Studie wurde bei Diabetikern nach der Gabe von sechs Gramm Curcumin oder eines Placebos ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Ergebnis: Curcumin senkte den Insulinspiegel, beeinflusste den Glukosespiegel jedoch nicht.2 Auch eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2013, bei der Daten aus 13 Forschungsjahren analysiert wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass Curcumin in die Diabetes-Therapie mit einbezogen werden sollte.3 Curcumin verbessert vermutlich die Insulinempfindlichkeit der Zellen, so dass mehr Blutzucker aus dem Blut in die Zellen befördert werden kann.
Und noch bei einem weiteren problematischen Mechanismus des Diabetes scheint Curcumin anzusetzen: Bei Diabetikern kommt es zu einer übermäßigen Aktivität bestimmter Immunzellen, der T-Zellen, die dazu führt, dass bei Typ-1-Diabetikern insulinproduzierende Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Argentinische Forscher fanden heraus, dass Curcumin die Aktivität dieser T-Zellen reduziert und so die für Diabetes Typ 1 typische Autoimmunreaktion offenbar abmildert.4
Curcumin auch in der Diabetes-Prävention sinnvoll
Auch bei der Vorbeugung von Diabetes kann Curcumin hilfreich sein. Daher ist die präventive Einnahme bei Risikogruppen durchaus zu empfehlen. Denn mehrere Studien konnten zeigen, dass die orale Supplementierung mit Curcumin die durch falsche Ernährung induzierte Entwicklung von Typ-2-Diabetes abschwächt. So nahmen zum Beispiel in einer Studie, die im Jahr 2012 in Diabetes Care veröffentlicht wurde, Personen mit einer Diabetesvorstufe über neun Monate entweder sechs Kapseln mit je 250 mg Curcumin oder ein Placebo. Ergebnis: Die Probanden, die das Curcumin genommen hatten, entwickelten seltener einen manifesten Diabetes als die Placebo-Gruppe. Nicht nur die Insulinresistenz wurde abgeschwächt und die Funktion der insulinproduzierenden Betazellen verbessert – auch die Entzündungswerte gingen zurück. Demgegenüber waren diese Marker in der Placebo-Gruppe kontinuierlich gestiegen.5
Curcumin in der Behandlung von Diabetes-Folgeerkrankungen
Wie oben erwähnt, führt ein Diabetes mellitus mittel- bis langfristig zu schwerwiegenden Komplikationen. Studien haben gezeigt, dass bei Diabetikern, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig Curcumin einnahmen, die Diabetes-Folgeerkrankungen weniger stark ausgeprägt waren. Ein großes Problem sind die durch einen hohen Blutzuckerspiegel ausgelösten Schäden der Blutgefäße, die wiederum viele Folgeerkrankungen nach sich ziehen wie verzögerte Wundheilung (Diabetischer Fuß), verminderte Durchblutung und Netzhautschäden. Dass Curcumin auf die Wände der Blutgefäße, das Endothel positiv wirkt, zeigt zum Beispiel eine randomisierte, placebokontrollierte Studie an 72 Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II, die über 8 Wochen täglich entweder 0,6 g Curcumin, 10 mg Atorvastatin oder ein Placebo erhielten. Das Faszinierende: In der Curcumingruppe besserte sich die Endothelfunktion genauso wie in der Statingruppe.6
Eine andere Studie wurde an Patienten mit einer diabetischen Mikroangiopathie durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine besondere Art der Arteriosklerose der kleinen Blutgefäße (Kapillaren). Besonders betroffen sind meist Nieren, Augen, Herz und Gehirn. Die Patienten erhielten über vier Wochen entweder 200 mg Curcumin pro Tag oder eine konventionelle Therapie. Auch hier zeigte sich, dass Curcuma eine sehr positive Wirkung auf die Blutgefäße hat: In der Curcumingruppe verbesserte sich der Blutfluss in den Füßen stärker und auch die Beinödeme waren kleiner als in der Kontrollgruppe.7 Diese Ergebnisse wurden in einer weiteren Studie bestätigt, bei der 38 Patienten mit nachgewiesener Retino- und Mikroangiopathie, deren Diabetes-Erkrankung schon mindestens fünf Jahre bestand, zusätzlich zur konventionellen Therapie ebenfalls über vier Wochen 200 mg Curcumin pro Tag verabreicht wurde. Die vergleichbare Kontrollgruppe erhielt nur die Standardtherapie. Nach einem Monat blieben die Befunde in der Kontrollgruppe unverändert während sich in der Curcumingruppe zeigte, dass die klinischen Marker der Mikroangiopathie gemessen an der venoarteriellen Gefäßreaktion und der Abnahme der peripheren Ödeme deutlich gebessert waren. Mithilfe eines hochauflösenden Duplex Scans konnte anhand der Steigerwalts Skala eine Abnahme des Augenhintergrundödems festgestellt werden. Auch beim Retinaödem konnte anhand der Snellen Skala eine Abnahme und damit eine Verbesserung der Sehfähigkeit konstatiert werden.8
Problem Bioverfügbarkeit des Curcumins
Leider konnte aber bisher der therapeutische Nutzen von Curcumin nicht voll ausgenutzt werden, da fettlösliches Curcumin eine sehr geringe Bioverfügbarkeit aufweist. Gründe dafür sind die schlechte Wasserlöslichkeit, eine schlechte Absorption, der Metabolismus sowie eine rasche Elimination. Oral aufgenommenes natürliches Kurkuma bzw. Curcumin wird zu 90 Prozent wieder ausgeschieden. Um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren verschiedene Methoden entwickelt. Die beste – weil verträglichste Methode – ist die Einbettung des Curcumins in Cyclodextrin. Denn im Gegensatz zu anderen Enhancern greift Cyclodextrin nicht in den menschlichen Stoffwechsel ein. Die Curcuminzubereitung mit Cyclodextrin zeigt im Vergleich zum Standard-Curcumin-Extrakt und zwei durch Phytosome und Öl bioverfügbarer gemachten Präparate eine um mehr als 40 Prozent höhere orale Bioverfügbarkeit.9 Zum Vergleich: Ein Curcumin-Präparat mit Piperin erreichte nur eine ca. sieben bis 20fach höhere Bioverfügbarkeit.
Quellen
1 Srinivasan, M.: Effect of curcumin on blood sugar as seen in a diabetic subject. Indian J Med Sci. 1972;26(4):269–70.
2 PWickenberg, J. et al.: Effects of Curcuma longa (turmeric) on postprandial plasma glucose and insulin in healthy subjects. Nutr J. 2010;9:43.
3 RDong-wei, Z. et al.: Curcumin and diabetes: A systematic review. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, November 2013
4 Castro C. N. et al.: Curcumin ameliorates autoimmune diabetes. Evidence in accelerated murine models of type 1 diabetes. Clinical & Experimental Immunology, Juli 2014
5 Chuengsamarn, S. et al.: Curcumin extract for prevention of type 2 diabetes. Diabetes Care. 2012 Nov;35(11):2121-7.
6 Usharani, P. et al.: Effect of NCB-02, atorvastatin and placebo on endothelial function, oxidative stress and inflammatory markers in patients with type 2 diabetes mellitus: a randomized parallel-group, placebo-controlled, 8-week study. Drugs R D. 2008;9(4):243-50.
7 Appendino, G. et al.: Potential role of curcumin phytosome (Meriva) in controlling the evolution of diabetic microangiopathy. A pilot study. Panminerva Med. 2011 Sep;53(3 Suppl 1):43-9.
8 Steigerwalt, R.: Meriva®, a lecithinized curcumin delivery system, in diabetic microangiopathy and retinopathy. Panminerva Med. 2012 Dec;54(1 Suppl 4):11-6.
9 Purpura, M. et al.: Analysis of different innovative formulations of curcumin for improved relative oral bioavailability in human subjects. (2016) Eur J Nutr
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