Vitamin D wird im Allgemeinen mit gesunden Knochen in Verbindung gebracht. Dass Vitamin D auch für das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt, war bisher weniger bekannt. Neuere Studien zeigen jedoch, dass Vitamin D an der Reifung von Zellen des Immunsystems beteiligt ist. Kinder mit Vitamin D-Defiziten erkranken daher häufiger an Infektionen der Atemwege. Eine Studie hat beispielsweise gezeigt, dass junge Männer, denen ein abgeschwächtes Influenzavirus gespritzt wurde, im Winter eher erkrankten als im Sommer. Dies deutet darauf hin, dass die Sonneneinstrahlung bei der Vitamin-D-Bildung eine entscheidende Rolle spielt. Daher wird Vitamin D auch „Sonnenschein-Vitamin“ genannt.
Vitamin D als Schutz vor Corona-Virus
Zwei aktuelle Studien zeigen jetzt, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D auch im Hinblick auf das Corona-Virus dringend geboten ist. Dabei ist nicht nur von Bedeutung, dass das angeborene Immunsystem durch einen Vitamin-D-Mangel beeinträchtigt wird. Die Studien sagen, dass auch das ganz konkrete Risiko, an Covid-19 zu erkranken, bei einem Vitamin-D-Mangel erhöht ist. Zudem erhöht ein Vitamin-D-Mangel das Risiko eines schweren Verlaufs bei Covid-19. Daher sollte man in der aktuellen Pandemie unbedingt auf einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel achten.
Im Winter wird die Viren-Abwehr löcherig
In Mitteleuropa beginnt allerdings bereits Anfang Oktober die dunkle Jahreszeit, in der die Produktion von Vitamin D im Körper durch die Sonneneinstrahlung immer geringer wird und schließlich ganz aufhört. In dieser Zeit können die Grippeviren die natürlichen Verteidigungsbarrieren des menschlichen Körpers durchbrechen und sich massenhaft ausbreiten. Hinzu kommt, dass der moderne Mensch, vor allem der Stadtbewohner, ohnehin durch seine Lebens- und Arbeitsweise mit Sonne „unterversorgt“ wird. Da reicht es leider nicht aus, sich für ein paar Minuten täglich mit nackten Händen und Gesicht der Wintersonne auszusetzen. Sie ist in der Regel nicht stark genug, um die Vitamin D-Synthese in der Haut in Gang zu setzen. Ältere Haut kann bereits im Sommer nicht mehr so viel Vitamin D herstellen.
Die Hälfte der Deutschen leidet unter Vitamin-D-Mangel
Fast jeder Zweite in Deutschland ist mit Vitamin D unterversorgt. Besonders häufig betroffen sind Männer, ältere Menschen (aber auch Kinder), Übergewichtige, Personen, die in Einrichtungen wie Altenheimen leben, Diabetiker und Personen mit Bluthochdruck und/oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der weit verbreitete Vitamin-D-Mangel hängt auch damit zusammen, dass immer weniger Vitamin D-reiche Lebensmittel, wie Fisch oder Leber verzehrt werden. Dabei ist die ausreichende Vitamin-D-Zufuhr gerade im Winter, wo durch die geringe Sonneneinstrahlung weniger körpereigenes Vitamin-D produziert wird, besonders wichtig. Von einem guten Vitamin D-Spiegel hängt nicht nur das Immunsystem, sondern die Funktion praktisch aller Organe, Muskeln und des Gewebes ab.
Nahrungsergänzungsmittel dringend zu empfehlen
Nicht ohne Grund hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die empfohlenen Richtwerte für den Vitamin D-Bedarf vor einiger Zeit deutlich angehoben und insbesondere älteren Menschen empfohlen, täglich mindestens 800 I.E. in Form von Nahrungsergänzung zuzuführen. Auch in den beiden Studien, die den Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Covid 19 untersucht haben, wird ganz klar gesagt: „Die weit verbreitete Empfehlung von 2.000 IE Vitamin D pro Tag für alle Bevölkerungsgruppen mit eingeschränkter Fähigkeit, Vitamin D aus der Sonne herzustellen, birgt praktisch kein Schadenspotential und kann mit vernünftiger Wahrscheinlichkeit viele Leben retten.“1 Und: „Die kurzen Halbwertszeiten des Vitamins erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines zunehmenden Vitamin-D-Mangels. (…) Mäßige Nahrungsergänzung (kann) diesen Mangel verhindern.“2
Auch vegane Vitamin-D-Präparate erhältlich
Wer keine tierischen Produkte isst, hatte es bisher schwer, zusätzliches natürliches Vitamin D mit der Nahrung aufzunehmen. Nur sehr wenige Lebensmittel enthalten überhaupt größere Mengen an natürlichem Vitamin D (vor allem Lebertran und Salzwasserfische). In pflanzlichen Lebensmitteln findet sich dagegen sehr wenig oder überhaupt kein Vitamin D. Auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln war Vitamin D bisher nur aus tierischen Quellen zu haben. Die zusätzliche Versorgung mit diesem wichtigen Vitalstoff ist somit gerade für Vegetarier und Veganer ein Problem. Zum Glück gibt es mittlerweile auch sehr gute und sinnvoll dosierte vegane Vitamin-D-Präparate auf dem Markt.
1Linda L Benskin: A Basic Review of the Preliminary Evidence That COVID-19 Risk and Severity Is Increased in Vitamin D Deficiency Front Public Health. 2020 Sep 10;8:513. doi: 10.3389/fpubh.2020.00513. eCollection 2020.
2Hans K.Biesalski: Vitamin D deficiency and co-morbidities in COVID-19 patients – A fatal relationship? NFS Journal Volume 20, August 2020, Pages 10-21
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